In feministischen Utopien denken?
Der 8. März ist vorbei. Aber mein feministischer Kampfeswille wurde heute, so wie jedes Jahr am 8. März, nochmal bestärkt.
Ich war heute bei der Demonstration zum feministischen Kampftag in Bochum.
Während am Anfang der Demonstration angekündigt wurde:
Wir freuen uns mit euch auf die Straße zu gehen und endlich das Patriarchat niederzuschlagen.
schweifen meine Gedanken zum 8. März 2020.
Das war für mich die letzte große Demo vor Corona. Damals war noch alles anders.
Die Gesellschaft war schon genauso kaputt, aber die Probleme versteckten sich noch hinter hohen Fassaden, die erst durch die Covid-19-Krise niedergerissen wurden.
2021 habe ich eine Demonstration zum feministischen Kampftag schmerzlich vermisst.
Aber heute ist es endlich wieder soweit!
Unter dem Motto Feministische Utopien erkämpfen stehe ich erwartungsvoll auf der Straße mit so vielen anderen Feministinnen und Feminist*innen.
Endlich kann ich meine Wut auf das Patriarchat herausschreien.
Dieser Tag gibt mir viel Kraft. Er ist mir so wichtig.
Aber wie geht es den bunten Menschen um mich herum?
Woran denken sie, wenn wir schreien:
„However I dress, whereever I go, yes means yes and no means no!“ oder „My body, my choice!„
Was fühlen sie?
Die Erfahrungen und Gefühle, den Schmerz und die Wut, die Hoffnung und Forderungen sind in jedem Spruch, jedem Schrei und jedem Plakat zu spüren.
In Redebeiträgen wird über feministische Solidarität mit Betroffenen* von Krieg und sexueller Gewalt gesprochen.
Manchmal muss ich meine Ohren verschließen vor der täglichen Unterdrückung durch das Patriarchat.
Vor dem Leid, der strukturellen Unterdrückung und den Femiziden. Gefordert wird:
Nicht gleiches Recht für Mann und Frau, sondern die Überwindung von patriarchalen Strukturen.
Ich bin privilegiert. Ich selbst habe wenige bis keine Erfahrungen von sexueller Belästigung. Doch ein Satz hallt mir noch den ganzen Abend durch den Kopf:
Es gibt kein sicheres Herkunftsland für FLINTA*.
Das macht mir Angst und weckt in mir erneut diese unbeschreibliche Wut. Wir leben doch im Jahr 2022. Warum müssen Menschen noch immer in alltäglicher Angst vor dem Patriarchat leben?
Aber noch etwas anderes ist mir heute besonders im Herzen geblieben:
Die feministische Utopie ist zu schön, um nicht für sie zu kämpfen. Deswegen ist es so wichtig das Denken in Utopien nicht aufzugeben und im Glauben an ein gutes Leben für alle für eine bessere Welt zu kämpfen.
Lasst uns gemeinsam in feministischen Utopien denken!
(Kommentar von Ylva)
05.03.2022 Düsseldorf – Auftakt zur Woche Feministischer Kampftag
Am 05. März fand in Düsseldorf ab 15:00 Uhr eine Demonstration anlässlich des internationalen feministischen Kampftages statt.
Organisiert wurde der Protest vom Bündnis feministischer Kampftag Düsseldorf.
In ihrem Aufruf betonte das Bündnis, dass „besonders queere Menschen und Schwarze, Indigene und FLINTA* of colour“ intersektionelle Diskriminierung erleben.
Deswegen haben sie auch einen breit aufgestellten Forderungskatalog veröffentlicht, der umfassend auf die Unterdrückung durch das Patriarchat verweist.
Forderungen, die sich auf unbezahlte nicht anerkannte Care-Arbeit beziehen („[Wir treten ein] für eine Welt, in der jede Arbeit wertgeschätzt wird.“) stehen neben den Forderungen strukturelle Unterdrückung zu überwinden und Krieg, Vertreibung und Abschottung nicht zu fördern.
Die Demonstration, startet mit einer Kundgebung am Rheinufer. Menschen vieler verschiedener Hintergründe treffen aufeinander. Nach einigen Redebeiträgen zieht die Demonstration aus zu dem Zeitpunkt über 500 Teilnehmenden* los. Vorne laufen in lila gekleidete Kurdinnen und Kurd*innen, die zu Musik tanzen.
Dahinter kommt ein bunter Block aus FLINTA* aller Altersklassen. Am Schluss laufen besonders auch viele solidarische Menschen.
Neben den bekannten Sprüchen wie „Ehe, Küche, Vaterland: Unsere Antwort Widerstand!“, wird in Kurdisch gerufen: „Jin, Jiyad, Azadi!“ (Frauen, Leben, Freiheit)
08.03.2022 Bochum – Feministische Utopien erkämpfen
Mit einer Demonstration am Dienstag, den 08. März, startete Bochum in die feministischen Aktionswochen, die ein Programm bis zum 30. April anbieten.
Organisiert wurde die Demonstration von dem feministischen Kollektiv Furore Bochum. Unter dem Motto Feministische Utopien erkämpfen wurden in Redebeiträgen von den Wünschen verschiedener unter dem Patriarchat leidenden Menschen erzählt: „Unbeschwert zu jeder Tages- und Nachtzeit allein draußen rumlaufen, ohne Angst zu haben.“
Wir brauchen Utopien, um nicht in Ohnmacht zu verfallen […],um unsere Kämpfe in gemeinsamen Zukunftsvisionen zu verbinden [und], um uns daran zu erinnern, dass es Alternativen gibt!
Doch neben Redebeiträgen, die Sehnsucht und Hoffnung auf ein gutes Leben für alle wachriefen, wurde auf der Veranstaltung auf die Betroffenen* von Kriegen und sexueller Gewalt aufmerksam gemacht.
Während der Demonstrationszug mit über 1000 Teilnehmenden* durch die Innenstadt, durch Wohngebiete und über Hauptverkehrsstraßen zieht, wird gerufen:
„trans, inter, nicht binär: Keine zwei Geschlecher mehr!“. In den letzten Jahren wird der traditionelle Frauen*Kampftag durch queer-feministische Vielfalt stetig bunter und die Forderungen für ein Überwinden des binären Geschlechterdenkens lauter. Deswegen wird immer häufiger vom „feministischen Kampftag“ gesprochen.
Als es in der Innenstadt an Kneipen und Bars entlang geht, rufen Teilnehmende* wütend:
Macker gibt’s in jeder Stadt, bildet Banden macht sie platt.
Teils blicken Außenstehende* verängstigt zu der lauten Demonstration herüber, aber meist applaudieren Menschen vom Straßenrand oder aus ihren Wohnungen und ermutigen alle Teil vom feministischen Kampf zu werden.
Nach zwei Zwischenkundgebungen kommt die Demonstration am Schauspielhaus in Bochum an.
Bevor die Endkundgebung startet, fängt eine große Menge an spontan um den Lautsprecherwagen herum zu tanzen.
In den Reden der Schlusskundgebung wird nochmal auf die Menschen aufmerksam gemacht, die nicht auf die Straße gehen können, unter anderem aufgrund von Unterdrückung, Angst und Femiziden.
Doch ein Bereich, auf dem sonst so vollen Platz bleibt leer.
(Du willst mehr über queer-feministische Themen lesen? Hier findest du unsere Beiträge dazu!)